Die Wechseljahre sind ein Thema, das in der Regel mit Frauen in Verbindung gebracht wird. Doch auch Männer durchlaufen einen hormonellen Wandel, der sich auf Körper und Psyche auswirken kann. Die „männlichen Wechseljahre“ – medizinisch auch als Andropause bezeichnet – sind weniger bekannt, aber nicht minder bedeutsam. In diesem Blogbeitrag werfen wir einen Blick auf die psychischen Auswirkungen der Wechseljahre beim Mann, insbesondere im Hinblick auf Depressionen und Burnout.
Was sind die Wechseljahre beim Mann?
Im Gegensatz zu den Wechseljahren der Frau, die durch das Ende der Menstruation klar definiert sind, verlaufen die Wechseljahre beim Mann schleichend. Ab etwa dem 40. Lebensjahr sinkt der Testosteronspiegel im Körper langsam ab. Dieser Prozess kann sich über Jahrzehnte erstrecken und wird oft nicht als direkte Ursache für körperliche oder psychische Beschwerden erkannt.
Während Testosteron für die körperliche Leistungsfähigkeit, den Sexualtrieb und den Muskelaufbau bekannt ist, spielt es auch eine wichtige Rolle für die seelische Gesundheit des Mannes. Ein anhaltender Rückgang dieses Hormons kann daher sowohl körperliche als auch psychische Symptome verursachen, die oft schwer zuzuordnen sind.
Psychische Symptome der männlichen Wechseljahre
Viele Männer berichten während der Andropause von Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit und allgemeiner emotionaler Instabilität. Oft werden diese Symptome als „Midlife-Crisis“ abgetan, doch sie können tiefergehende psychische Probleme, wie Depressionen oder Burnout, signalisieren.
Depression
Der Testosteronmangel, der die Andropause kennzeichnet, kann direkt mit der Entstehung von Depressionen in Verbindung gebracht werden. Testosteron hat eine stimmungsaufhellende Wirkung, indem es unter anderem die Produktion von Serotonin, dem „Glückshormon“, fördert. Sinkt der Testosteronspiegel, kann es daher zu depressiven Verstimmungen kommen, die sich durch folgende Symptome äußern:
• Antriebslosigkeit: Männer, die sich in den Wechseljahren befinden, berichten oft von einem allgemeinen Verlust an Energie und Motivation. Früheres Interesse an Hobbys, beruflichen Zielen oder sozialen Kontakten nimmt ab.
• Gefühl der Leere: Viele Männer erleben ein diffuses Gefühl der Sinnlosigkeit oder inneren Leere. Dieses Symptom wird häufig als Midlife-Crisis gedeutet, kann aber ein Zeichen einer tiefergehenden Depression sein.
• Reizbarkeit und Traurigkeit: Stimmungsschwankungen und eine unerklärliche Traurigkeit, die oft nicht mit äußeren Umständen übereinstimmen, sind ebenfalls häufige Begleiterscheinungen.
Burnout
Ein weiteres psychisches Problem, das in den Wechseljahren des Mannes häufiger auftritt, ist Burnout. Während das Burnout-Syndrom in der Regel auf chronischen Stress und Überlastung zurückgeführt wird, kann der hormonelle Wandel in den Wechseljahren diesen Zustand verstärken. Typische Symptome eines Burnouts sind:
• Erschöpfung: Männer, die unter Burnout leiden, fühlen sich ständig erschöpft, sowohl körperlich als auch geistig. Selbst nach ausreichend Schlaf bleibt das Gefühl von Müdigkeit bestehen.
• Konzentrationsschwierigkeiten: Burnout kann sich auch in Form von Konzentrations- und Gedächtnisproblemen äußern. Routineaufgaben erscheinen plötzlich überfordernd und die geistige Leistungsfähigkeit nimmt ab.
• Gleichgültigkeit: Ein typisches Burnout-Symptom ist die emotionale Abstumpfung. Männer fühlen sich oft gleichgültig gegenüber ihrer Arbeit, ihrem sozialen Umfeld oder ihrer Familie. Diese emotionale Distanz kann das Gefühl der Isolation verstärken.
Ursachen für psychische Probleme während der Andropause
Neben dem Testosteronmangel gibt es weitere Faktoren, die psychische Probleme in den Wechseljahren des Mannes begünstigen können:
Gesellschaftlicher Druck: Männer im mittleren Alter stehen häufig unter erheblichem Druck, sowohl beruflich als auch privat. Der Wunsch, weiterhin „leistungsfähig“ zu bleiben, kollidiert oft mit der schwindenden körperlichen und geistigen Energie, was zu Frustration und Selbstzweifeln führen kann.
Veränderungen in der Lebenssituation: Viele Männer sehen sich in dieser Lebensphase mit großen Veränderungen konfrontiert, wie dem Auszug der Kinder, einer beruflichen Neuorientierung oder der Auseinandersetzung mit dem Älterwerden. Solche Veränderungen können zu einem Gefühl der Unsicherheit und emotionalen Überforderung beitragen.
Unzureichende Selbstwahrnehmung: Männer neigen oft dazu, psychische Symptome zu ignorieren oder nicht ernst zu nehmen. Gesellschaftliche Erwartungen, „stark“ zu sein und Gefühle zu unterdrücken, verhindern häufig, dass betroffene Männer frühzeitig Hilfe suchen.
Was kann man tun?
Wenn die psychischen Symptome in den männlichen Wechseljahren nicht erkannt und behandelt werden, können sie sich erheblich verschlimmern. Es gibt jedoch Wege, um den hormonellen und psychischen Veränderungen entgegenzuwirken:
Medizinische Abklärung: Ein erster Schritt sollte der Besuch beim Arzt sein. Ein einfacher Bluttest kann Aufschluss über den Testosteronspiegel geben. In einigen Fällen kann eine Hormontherapie helfen, die Symptome zu lindern.
Psychotherapie: Männer, die unter Depressionen oder Burnout leiden, sollten professionelle psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Eine Therapie kann helfen, negative Gedankenmuster zu erkennen und zu überwinden.
Lebensstil anpassen: Eine gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf sind entscheidend, um Körper und Geist in Balance zu halten. Diese Faktoren können den Hormonhaushalt positiv beeinflussen und das Risiko für psychische Probleme verringern.
Stressmanagement: Techniken wie Meditation, Yoga oder Achtsamkeitstraining können helfen, Stress abzubauen und innere Ruhe zu finden. Männer sollten auch darauf achten, sich ausreichend Pausen im Alltag zu gönnen und Überlastungen zu vermeiden.
Fazit
Die Wechseljahre beim Mann sind eine oft übersehene Lebensphase, die jedoch erhebliche Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben kann. Depressionen und Burnout sind häufige Begleiterscheinungen, die durch den sinkenden Testosteronspiegel verstärkt werden. Es ist wichtig, diese Symptome ernst zu nehmen und rechtzeitig Hilfe in Anspruch zu nehmen, um die Lebensqualität auch in dieser Phase zu erhalten. Eine Kombination aus medizinischer Behandlung, psychotherapeutischer Unterstützung und einem gesunden Lebensstil kann den Übergang in die späteren Lebensjahre erleichtern.