In vielen Beziehungen kommt es zu Spannungen, wenn ein Partner ständig Bestätigung vom anderen einfordert. Dieser ständige Wunsch nach Anerkennung kann belastend werden, nicht nur für die Person, die Bestätigung sucht, sondern auch für den Partner oder die nahestehenden Menschen. Oft liegt der Grund in einem tief verwurzelten Mangel an Selbstwertgefühl. Wird dieses Bedürfnis nach externer Bestätigung nicht erkannt und angegangen, kann es zu erheblichen Konflikten führen und letztlich das Ende der Beziehung bedeuten.
In diesem Beitrag betrachten wir, warum Menschen mit geringem Selbstwert oft zwanghaft Bestätigung suchen, welche Auswirkungen dies auf ihre Beziehungen hat und welche Wege es gibt, diesen Teufelskreis zu durchbrechen.
1. Der Zusammenhang zwischen Selbstwert und Bestätigungssuche
Menschen mit geringem Selbstwertgefühl zweifeln oft an ihrer eigenen Bedeutung, Attraktivität und Kompetenz. Sie fühlen sich unsicher und haben das Bedürfnis, von außen – insbesondere von ihren Partnern oder nahestehenden Menschen – regelmäßig Bestätigung zu erhalten, um ihr Selbstwertgefühl zu stützen. Dies kann sich in unterschiedlichen Formen äußern, etwa durch:
- Häufiges Nachfragen nach Lob oder Anerkennung: „Findest du mich noch attraktiv?“ oder „Bist du sicher, dass du mich liebst?“
- Übermäßige Eifersucht: Ständiges Verlangen nach Beweisen der Treue und Hingabe des Partners.
- Abhängigkeit von der Zustimmung des Partners: Entscheidungen werden nur getroffen, wenn der Partner sie gutheißt, da man sich ohne dessen Bestätigung unsicher fühlt.
Dieses Verlangen nach Bestätigung ist oft unbewusst und tief in negativen Erfahrungen, wie z. B. Ablehnung, Kritik oder Vernachlässigung in der Vergangenheit, verwurzelt. Menschen mit geringem Selbstwert haben oft Schwierigkeiten, sich selbst als wertvoll und liebenswert zu sehen, weshalb sie externe Bestätigung suchen, um diese innere Leere zu füllen.
2. Wie pathologische Bestätigungssuche Beziehungen belastet
Der Zwang zur Bestätigung kann auf lange Sicht jede Beziehung erheblich belasten. Denn während es in gesunden Beziehungen normal ist, sich gegenseitig zu unterstützen und zu loben, kann es überwältigend werden, wenn ein Partner ständig nach Bestätigung verlangt. Einige der typischen Herausforderungen, die dadurch entstehen, sind:
- Emotionale Erschöpfung: Der Partner, der ständig Bestätigung geben muss, fühlt sich oft emotional ausgelaugt, da er die Aufgabe übernimmt, das Selbstwertgefühl des anderen zu stabilisieren. Das kann zu einem Ungleichgewicht in der Beziehung führen, in der einer die Rolle des „Versorgers“ und der andere die Rolle des „Suchenden“ einnimmt.
- Verstärkte Unsicherheit: Ironischerweise kann das ständige Verlangen nach Bestätigung das Gefühl von Unsicherheit noch verstärken. Denn je mehr Bestätigung man erhält, desto mehr zweifelt man an sich selbst und fragt weiter nach. Die Angst, nicht genug zu sein, wird immer präsenter.
- Konflikte und Frustration: Der Partner, der die Bestätigung einfordern muss, fühlt sich oft nie wirklich zufrieden oder beruhigt, was zu häufigen Konflikten und Missverständnissen führen kann. Der andere Partner fühlt sich möglicherweise unter Druck gesetzt und als ob er ständig Erwartungen erfüllen muss.
3. Den Teufelskreis durchbrechen: Was Betroffene tun können
Der Weg aus der pathologischen Bestätigungssuche beginnt damit, den eigenen geringen Selbstwert anzuerkennen und zu verstehen, dass Selbstwert aus dem Inneren und nicht durch externe Anerkennung aufgebaut werden muss. Hier sind einige Schritte, die helfen können, diesen Zwang zu überwinden:
Selbstwertgefühl stärken
Der Schlüssel zur Überwindung der zwanghaften Bestätigungssuche liegt im Aufbau eines gesunden Selbstwertgefühls. Dies erfordert Zeit, Geduld und konsequentes Arbeiten an sich selbst. Einige Ansätze umfassen:
- Selbstakzeptanz üben
Sich selbst anzunehmen, mit allen Stärken und Schwächen, ist der erste Schritt. Das bedeutet, sich bewusst zu machen, dass man unabhängig von der Meinung anderer wertvoll ist. Positive Affirmationen und Achtsamkeitsübungen können dabei unterstützen. - Realistische Erwartungen an sich selbst entwickeln: Menschen mit geringem Selbstwert setzen sich oft unrealistisch hohe Standards und fühlen sich wertlos, wenn sie diese nicht erreichen. Es ist wichtig, realistische Erwartungen zu setzen und sich selbst auch bei Fehlern oder Misserfolgen zu akzeptieren.
- Innere Bestätigung finden: Anstatt sich auf die Bestätigung durch andere zu verlassen, sollten Betroffene lernen, sich selbst Anerkennung zu geben. Das bedeutet, kleine Erfolge und Fortschritte zu erkennen und sich selbst zu loben, auch wenn es sich unnatürlich anfühlt. Ein Erfolgstagebuch kann dabei helfen, sich auf positive Erlebnisse und Fortschritte zu konzentrieren.
- Grenzen erkennen und setzen: Betroffene sollten lernen, ihre eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu erkennen und diese klar zu kommunizieren, anstatt ständig auf Bestätigung zu warten. Gleichzeitig ist es wichtig, die Grenzen des Partners zu respektieren und zu verstehen, dass dieser nicht dafür verantwortlich ist, das eigene Selbstwertgefühl zu stabilisieren.
- Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen
Wenn das ständige Verlangen nach Bestätigung tief verankert ist und auf traumatischen Erfahrungen oder langanhaltenden Mustern beruht, kann es hilfreich sein, therapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Z. B. die Yage Code Therapie kann negative Konditionierungen erkennen, diese rekonditionieren/auflösen und lässt Sie einen natürlichen Weg zur Selbstbestätigung finden. Studien zeigen, dass therapeutische Interventionen das Selbstwertgefühl deutlich verbessern können (Leary, M. R., & Baumeister, R. F., 2000).
4. Was Partner und nahestehende Menschen tun können
Auch für Partner oder Freunde, die sich in einer Beziehung mit jemandem befinden, der ständig Bestätigung sucht, ist es wichtig, sich abzugrenzen und gleichzeitig Unterstützung zu bieten:
• Grenzen setzen: Es ist in Ordnung, den Wunsch nach Bestätigung in einem gesunden Rahmen zu erfüllen, aber auch wichtig, klare Grenzen zu setzen, um emotionale Erschöpfung zu vermeiden.
• Geduld und Verständnis zeigen: Menschen mit geringem Selbstwertgefühl handeln oft nicht absichtlich manipulativ oder fordernd. Geduld und Mitgefühl können dabei helfen, die Dynamik der Beziehung zu verbessern.
• Offene Kommunikation: Regelmäßige, offene Gespräche über die Bedürfnisse und Gefühle beider Partner können helfen, Spannungen zu reduzieren und Verständnis füreinander zu fördern.
Fazit:
Die pathologische Suche nach Selbstestätigung ist ein Zeichen für tief sitzende Unsicherheiten und einen geringen Selbstwert. Ohne gezielte Maßnahmen kann dieser Zwang Beziehungen zerstören und zu emotionaler Erschöpfung führen. Der Weg aus diesem Teufelskreis beginnt mit der Stärkung des eigenen Selbstwertgefühls und dem Erlernen gesunder Selbstbestätigung. Mit Geduld, Reflexion und gegebenenfalls professioneller therapeutischer Unterstützung können Betroffene lernen, ihren Selbstwert von innen heraus zu festigen und gesündere, erfüllendere Beziehungen zu führen.
Quellen:
• Leary, M. R., & Baumeister, R. F. (2000). The nature of self-esteem: Sociometer theory and the pursuit of social acceptance. In Personality and Social Psychology Review.
• Neff, K. D. (2011). Self-Compassion: The Proven Power of Being Kind to Yourself. HarperCollins. (Dieses Buch zeigt, wie wichtig Selbstmitgefühl für den Aufbau eines gesunden Selbstwertgefühls ist.)
• Gilbert, P. (2009). The Compassionate Mind. New Harbinger Publications. (Dieses Werk zeigt, wie Mitgefühl – sowohl für sich selbst als auch für andere – das Selbstwertgefühl stärkt und Beziehungen verbessert.)